Gespräch mit einer kaputten Orgel
Do, 24.03.2011 19:30 Dorfkirche Heinersdorf, Romain-Rolland-Straße 54, 13089 Berlin
Eintritt frei
Akteure:
Dominik Susteck (Köln), Orgel: Improvisation an der Heinersdorfer Schukeorgel mit elektropneumatischer Traktur vor ihrer notwendigen Restaurierung
Andreas G. Kaehler (Berlin), Einführung und Moderation
Die Orgel wird oft als Köngin der Instrumente bezeichnet. Sie wird bewundert und verehrt. Bedeutende Kompositionen sind für dieses Instrument entstanden und entstehen auch heute noch. Aber wenn erste Störungen auftreten, wenn immer häufiger Reparaturen nötig werden, wenn der Zahn der Zeit zu nagen begonnen hat und wenn sich die Mode und der Zeitgeschmack ändern, dann droht der Abriss oder ein weitreichender Umbau; dann droht die Königin vom Thron gestürzt zu werden.
Auch in Heinersdorf lockte die Versuchung, die alte technisierte Orgel der Potsdamer Orgelbauwerkstatt Karl und Hans-Joachim Schuke (Opus 145) aufzugeben und durch eine neue zu ersetzen. Auch die Wende 1989 trug dazu bei, dass es anders kam. Das wenige vorhandene Geld wurde für eine umfangreiche Notreparatur genutzt. So ist diese Orgel in ihrem Originalzustand noch erhalten. Aber nur ein Manual war ohne Störungen und Überraschungen nutzbar. Am 4. Advent 2010 ist dann auch das zweite Manual ausgefallen. Zur Begleitung des Gemeindegesanges kann man die Orgel nicht mehr nutzen. Am Heiligen Abend mussten wir daher auf die kleine Truhenorgel im Altarraum zurückgreifen.
Bei dem stundenlangen Versuch mit Hilfe der Orgelbauer, die Orgel vor Weihnachten doch noch trotz der Frostschäden spielbar zu machen, war ich beeindruckt von den Tönen, den Klängen, die diese Orgel in dem kaputten Zustand hervorzubringen vermochte. Plötzliche Heuler. Der Ton hört nicht auf, wenn die Taste nicht mehr gedrückt ist. Pfeifen klingen, die gar nicht angespielt wurden, und vieles mehr. Ein beeindruckender Raumklang, der mich an Neue und Aktuelle Musik erinnerte.
So entstand mir die Idee, einen Organisten und Komponisten Neuer Musik einzuladen, an einem Abend mit diesem Instrument zu arbeiten, um uns ganz neue Klangerfahrungen zu vermitteln und auch dadurch in dem Entschluss zu bestärken, dieses wunderbare historische Instrument zu restaurieren.
Andreas G. Kaehler
In Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Heinersdorf